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Erste Analyse des Human-Genom-Projekts: Der Mensch hat weitaus
weniger Gene
Wissenschaftler schliessen daraus, dass Umwelteinflüsse eine weit größere Relevanz für das menschliche Verhalten haben. Genomforscher schätzen die Anzahl der Gene des Menschen auf etwa 30 000. Bisher wurden mehr als 100 000 Gene vermutet. Di. 13.02.01 - Am Montag stellten Forscher aus Washington, London, Paris, Tokio und Berlin Analysen des menschlichen Erbguts vor. Demnach hat der Mensch weitaus weniger Gene als bisher angenommen. Ein öffentliches und ein industrielles Genomforscher-Team haben unabhängig voneinander mehr als 20 000 Gene im menschlichen Erbgut entdeckt und schätzen die Zahl insgesamt auf 26 000 bis 40 000. Das wäre etwa doppelt soviel wie bei einer Fruchtfliege oder einem Wurm. Die Wissenschaftler des öffentlich geförderten Humangenomprojekts (HGP) und die kommerziell arbeitenden Forscher von der US-Firma "Celera Genomics" haben in Konkurrenz knapp drei Milliarden Bausteine des menschlichen Erbguts abgelesen (sequenziert). Bereits im vergangenen Juni verkündeten sie unter weltweitem Aufsehen, eine "Rohversion" erstellt zu haben. Seither wartete die Fachwelt auf die Publikation. Während sich der Wahrheitsgehalt der Aussage des HGP unter Leitung von Francis S. Collins überprüfen ließ - sie veröffentlichen ihre Ergebnisse laufend im Internet - gab es Zweifel daran, ob das Celera-Team um Craig Venter diese Mammutaufgabe tatsächlich bewältigt hat. Venters Ergebnisse sind nun im Fachmagazin "Science" nachzulesen. Das HGP veröffentlicht seine Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe von "Nature". Berichte über die Arbeiten sind im Internet nachzulesen unter:
Die Forscher müssen nun die Gleichung über Bord werfen: Ein Gen für eine Krankheit. Die Gene wirken wie ein kompliziertes Netzwerk zusammen, was die Suche nach defekten Stellen erschwert. Die Analyse der ersten groben Skizze des menschlichen Erbguts bedeute, dass Umwelteinflüsse eine weit größere Relevanz für das menschliche Verhalten haben. Der Mensch sei keineswegs "Gefangener seiner Gene", schreibt der "Observer" und bezieht sich dabei auf die Worte des US-Forschers Craig Venter: "Es gibt einfach nicht genug Gene, um die These von der biologischen Bestimmung des Menschen aufrecht zu erhalten. Die Umwelt spielt eine kritische Rolle." Venter leitet das kommerzielle Genom-Projekt von "Celera Genomics". Der Berliner Genomforscher Hans Lehrach vom Max-Planck-Institut für molekulare Genetik, erklärte in einem Interview mit der Berliner Zeitung: "Ich sehe in den Ergebnissen einen weiteren Schritt in der Emanzipation des Menschen. Er habe das Recht, über sich selbst mehr zu erfahren." Lehrach, der am Humangenomprojekt beteiligt ist hofft, dass mit Hilfe der Genomforschung in einigen Jahren bessere Medikamente gegen Krebs oder Alzheimer entwickelt werden können. Professor John Sulston, Erbgut-Wissenschaftler an der Universität Cambridge, äußert sich skeptischer. Gegenüber der BBC sagte er: "Es gibt keine schnellen Schlussfolgerungen. Es wird noch Jahrzehnte dauern, bis wir die Funktion all dieser Gene verstehen. Die Entdeckung ist eine Sache, die Anwendung der Ergebnisse eine andere." Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut in Leipzig schreibt in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift Science, die Veröffentlichung des Genoms - der Gesamtheit der Erbinformationen - habe die gleiche symbolische Bedeutung für die Menschheit wie die Mondlandung oder die Explosion der ersten Atombombe. Die immer deutlicheren Übereinstimmungen zwischen dem menschlichen Genom und dem anderer Lebewesen seien ein "Quell der Demut und der Ehrfurcht vor der Natur". "Wenn Sie noch nicht über die Auswirkungen des Genoms schwindlig geworden sein sollten, dann werden Sie dies in 10 Jahren sein", prognostizierte der Leiter des Human Genom Projekts, Francis S. Collins, am vergangenen Freitag auf der Biovisions-Konferenz, die in Lyon stattfindet. Bis in 10 Jahren werde routinemäßig in Reproduktionskliniken, die künstliche Befruchtung angeboten, die Präimplantationsdiagnostik angewendet, um Embryonen vor dem Einsetzen auf genetische Störungen oder auch auf gewünschte genetische Eigenschaften zu untersuchen. Bis 2020 werde man mit einiger Sicherheit bereits neue Gene in die Keimzellen einführen, um auch für die weiteren Nachkommen das Auftreten bestimmter Krankheiten zu verhindern, prognostiziert Collons: "Wenn wir in 20 Jahren erfolgreich gelernt haben werden, in eine Zelle einzugreifen und sehr chirurgisch ein einzelnes Basenpaar von Genen im Genom in etwas zu verändern, dass keine Krankheit verursacht, dann wird es verführerisch sein, sich dies ganz ernsthaft zu überlegen." Das werde aber auch der Zeitpunkt sein, an dem die Menschen beginnen würde zu fordern, "dass wir selbst unsere eigene Evolution in die Hand nehmen müssen und nicht mit unserem bislang erreichten biologischen Statuts zufrieden bleiben dürften." Sind Menschen-Gene patentierbar? Noch darf im Gegensatz zu den USA niemand in Europa die Rohdaten des
menschlichen Genoms patentieren. Doch sobald jemand grob hinter die Funtion
eines Gens kommt, kann er ein Patent erlangen, das so weit gefasst werden
kann, dass er praktisch allein den Zugriff auf das Gen besitzt. Obwohl
ein Mensch nach der Patentrichtlinie der EU grundsätzlich nicht patentierbar
ist, beinhaltet sie einen Passus, nach dem "ein isolierter Bestandteil
des menschlichen Körpers... einschließlich einer Sequenz oder
Teilsequenz eines Gens" eine patentierbare Erfindung sein kann, "selbst
wenn der Aufbau dieses Bestandteils mit dem Aufbau eines natürlichen
Bestandteils identisch ist." Voraussetzung ist nur, dass der Bestandteil
mittels "technischen Verfahren" gewonnen wurde. Das Justizministerium hat
im April vergangenen Jahres den Entwurf eines Patentgesetzes vorgelegt,
der die EU-Richtlinie zum rechtlichen Schutz biotechnologischer Erfindungen
ohne Veränderung übernehmen will. Aus dem Gesetzentwurf des Ministeriums
für Justiz (Referat zur Umsetzung der EU-Patentrichtlinie, Drucksache
3620/6 vom 17. 4. 2000) geht auch hervor, dass künftig neben Genen
auch menschliche Embryonen, Körperteile, Gewebe und Zellen patentierbar
sein sollen.
(boa München, Quellen: afp, dpa, wz, fr, heise, telepolis, boa-Archiv)
Humangenom: Die Gesamtheit des menschlichen Erbguts. Es besteht nur zu etwa drei Prozent aus vermutlich rund 30.000 Genen. Der Rest sind sich häufig wiederholende Abfolgen chemischer Verbindungen, deren Bedeutung weitgehend ungeklärt ist. Vermutlich steuern diese unter anderem die Entwicklung über die Zeit, also etwa von der befruchteten Eizelle zum erwachsenen Menschen. Mehr als 99 Prozent der Erbinformationen sind bei allen Menschen gleich. Chromosomen:
NS (DNA): Abkürzung für Desoxyribo-Nuklein-Säure (oder aus dem Englischen: DNA, Desoxyribo-Nucleic-Acid). Molekül, das die Erbinformationen enthält. Es sieht aus wie eine in sich gedrehte Strickleiter. Der gespeicherte genetische Code wird durch die Abfolge bestimmter Verbindungsbestandteile (Basen) bestimmt. Diese Abfolge wird DNA-Sequenz genannt, die Bestimmung der Abfolge DNA-Sequenzierung. Die Einmaligkeit dieser Abfolge lässt sich als Genetischer Fingerabdruck nutzen. Gen:
Genetischer Code:
Etappen der Genforschung 1865 - Im Klostergarten von Brünn stellt Gregor Mendel (1822-1884) Kreuzungsversuche mit Bohnen und Erbsen an und leitet daraus die "Mendelschen Gesetze" für die Vererbung ab. 1909 - Der dänische Biologe Wilhelm Johannsen (1857-1927) verwendet erstmals den Begriff "Gen". 1915 - Auf der Grundlage von genetischen Forschungen an der Fruchtfliege Drosophila entdeckt der US-Forscher Thomas Morgan (1866-1945) die lineare Anordnung von Genen auf Chromosomen. 1953 - Der 24-jährige US-Stipendiat James Watson und der 36-jährige britische Physiker Francis Crick beschreiben die Doppel-Helix-Struktur der DNS. 1959 - Für mehrere Krankheiten wie das so genannte Down-Syndrom, das Turner-Syndrom und das Klinefelter-Syndrom wird die Ursache entschlüsselt, die jeweils in der Fehlvererbung eines Chromosoms liegt. 1968 - Das erste menschliche Gen wird isoliert. 1970 - Ein Gen wird künstlich hergestellt. 1986 - Menschliche Gene werden geklont. 1990 - Start des Humangenomprojekts, eines internationalen öffentlichen Forschungsprojektes zur Erstellung einer Karte des menschlichen Erbguts. 1992 - Vollständige Kartierung des menschlichen Chromosoms 21 und des Y-Chromosoms, durch das beim Menschen das männliche Geschlecht festgelegt wird. 1996 - Die genetische Struktur von Bier-Hefe wird entschlüsselt. 2000 - Das Erbgut der Fruchtfliege und der Maus werden dekodiert. Die erste grobe Karte des menschlichen Erbgutes liegt vor. (Quelle: afp)
Wettlauf um die Entschlüsselung des menschlichen Erbgutes Seit Jahren liefern sich das Human Genome Project und die US-Firma Celera Genomics einen Wettlauf um die Entschlüsselung des menschlichen Genoms. Celera Genomics und das durch öffentlichen Geldern getragene Human Genome Project (HGP) - ein Verbund von 16 Forschungsinstitutionen und rund 1000 Wissenschaftlern - lagen im Wettstreit, wer zuerst das vollständige Genom mit möglichst hoher Präzision analysiert haben wird. Dabei kam es nicht nur zu Konflikten über die unterschiedlichen Ansätzen der Analyse, sondern auch über den Umgang mit den Daten. Ist es die Philosophie des Humangenomprojekts, die Rohdaten allen möglichst schnell kostenlos zur Verfügung zu stellen, so ist Celera noch immer auf der Suche, den Spagat zwischen wissenschaftlicher Transparenz und kommerzieller Aneignung, d.h. beschränktem Zugang, zu finden. Einbezogen in den Konflikt sind auch die Zeitschriften Nature, die die Ergebnisse des Humangenomprojekts veröffentlicht, und Science, die eng mit Celera zusammenarbeitet. Die Beschränkungen, die Celera verlangt, widerstreiten allerdings der Tradition wissenschaftlicher Publikation, alle Daten uneingeschränkt der Gemeinschaft der Wissenschaftler zur Verfügung zu stellen, um die vorgestellten Ergebnisse überprüfen, bestätigen, widerlegen oder weiter führen zu können. Mehr dazu bei telepolis unter:
(Quellen: afp,taz, telepolis)
Das Genomprojekt Entstehungsgeschichte und Organisation Von Linde Peters Die Wissenschaftler des öffentlich geförderten Humangenomprojekts (HGP) und die kommerziell arbeitenden Forscher von der US-Firma "Celera Genomics" haben in Konkurrenz knapp drei Milliarden Bausteine des menschlichen Erbguts abgelesen (sequenziert). Bereits im vergangenen Juni verkündeten sie unter weltweitem Aufsehen, eine "Rohversion" erstellt zu haben. Die ersten Gedanken zu einem solchen Projekt sind älter als die Gentechnik und kamen auch nicht von Seiten der Biowissenschaften. Mehr unter:
Human Genom Project Die offizielle Seite des internationalen Projekts: http://www.gdb.org Deutsches Human Genom Projekt
Die am häufigsten gestellten Fragen zum Humangenomprojekt
Kommentierte Linkliste zum Genomprojekt:
Erstellt am 14.01.2001
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