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 last update: boa München, Do. 21.02.2002 - 14:00 
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Do. 21.02.2002       

Folge der globalisierten Fischindustrie:

Der Nordatlantik ist völlig überfischt
Meeresbiologen fordern drastische Verminderung der Fischereiflotten

Die Überfischung im Norden ist eine ernste Gefahr für die Welternährung.
     In den vergangenen 50 Jahren ist der Fang bevorzugter Nahrungsfische um
     mehr als die Hälfte zurückgegangen. Der Ölverbrauch, der für den Fang einer
     Tonne Fisch nötig ist, hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt.

Werden die Kernzonen maritimer Artenvielfalt nicht strengstens geschützt
     ist mittelfristig mit dem Aussterben eines Großteils aller Meeresbewohner zu
     rechnen. Dies würde micht nur katastrophalen Folgen für Meer und
     Klimaentwicklung führen. Auch mit schwersten finanziellen Verlusten wäre
     zu rechnen.

Historische Aufzeichnungen zeigen: Der Niedergang Meeresumwelt hat sich
     unaufhaltsam vollzogen.

Fisch & Facts - Greenpeace-Einkaufsführer zum Thema Fisch.
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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Meeresbiologen schlagen Alarm:
Ozeane werden zu nassen Wüsten

Staatliche Maßnahmen, die Fischerei zu kontrollieren, haben
ihre Ziele verfehlt

Do. 21.02.02 - Auf dem weltweit bedeutendsten Forscherkongress in Boston haben Wissenschaftler eine drastische Verminderung der Fischereiflotten im Nordatlantik gefordert. In den vergangenen 50 Jahren sei der Fang bevorzugter Nahrungsfische wie Kabeljau, Tunfisch, Schellfisch und Flunder im Nordatlantik um mehr als die Hälfte zurückgegangen, zugleich habe sich der Aufwand für den Fang verdreifacht.

Diese Daten präsentierte die Amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (AAAS) am Samstag auf ihrer Jahrestagung. Die gefangenen Fische könnten nicht mehr auf natürliche Weise ersetzt werden.

Weiterhin werde Fisch aus den Entwicklungsländern von Westafrika oder Südostasien importiert und im Norden verkauft, kritisierte Reg Watson von der Universität British Columbia. Das vertusche die Lage in den Industriestaaten. "Wir bezahlen die Fischer in anderen Ozeanen, damit sie für unseren Konsum ihr marines Ökosystem schädigen." Das sei sehr kritisch für die weltweite Ernährungslage.

Die Überfischung im Norden werde zudem mit Steuergeldern gefördert, sagte Rashid Sumaila vom Chr. Michelsen Institut in Bergen (Norwegen). Die Fischereiflotte werde mit jährlich rund 2,5 Milliarden Dollar (2,9 Milliarden Euro) subventioniert. Damit verbessere sie ihre Technik, um die letzten verbliebenen Fische ausfindig zu machen. Auch der Energiebedarf der Flotten sei drastisch gestiegen, sagte Peter Tyedmers von der Universität Dalhousie. "Der Ölverbrauch, der für den Fang einer Tonne Fisch nötig ist, hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt."

Die staatlichen Maßnahmen, die Fischerei zu kontrollieren, hätten ihre Ziele verfehlt, betonte Daniel Pauly vom Fischereizentrum der Universität von British Columbia. "Der nötige nächste Schritt ist die wirksame Reduzierung der Fangflotten."

Die Meeresschutzkommission OSPAR aus 15 Ländern und der EU hatte die Überfischung bereits im Sommer 2000 als größtes maritimes Umweltproblem im Nordost-Atlantik zwischen dem Nordkap und Gibraltar eingestuft. 40 von 60 untersuchten Fischarten seien bedroht. Auch die konstant ins Meer zurückgekippte Menge von toten Beifängen gefährde zahlreiche Fischbestände.

Auch die EU hatte vergangenen Dezember auf die Überfischung hingewiesen: "Die Situation ist alarmierend, wir stehen jetzt mit dem Rücken zur Wand», hatte der für Fischerei zuständige EU-Kommissar Franz Fischler gesagt. Er hatte eine deutliche Flottenreduzierung um bis zu 40 Prozent vorgeschlagen. Anfang der 70er Jahre habe es in den EU-Gewässern rund 90 Prozent mehr ausgewachsene Fische gegeben als Ende der 90er Jahre.

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Ausbluten der Biodiversität

Die Kernzonen maritimer Artenvielfalt sind massiv gefährdet

Do. 21.02.02 - Korallenriffe und ihre Bewohner stellen einen realen Quell des Lebens in unseren Meeren dar, ebenso wie einen unermüdlichen Nahrungsnachschub für Millionen Menschen. Darüberhinaus bildet das Kalkgerüst von Korallen gemeinsam mit dem gebildeten Kalksediment von Schalentieren eine besonders dauerhafte "Senke" für das schädliche CO2 Treibhausgas.

Doch ein Viertel aller Korallenriffe weltweit ist bereits zerstört und weitere 58 % sind durch Überdüngung, Verschmutzung, steigende Temperaturen des Wassers sowie Überfischung von der akuten Vernichtung bedroht. Sollten - zumindest die wichtigsten Gebiete - nicht strengst geschützt werden, ist mittelfristig mit dem Aussterben eines Großteils aller Meeresbewohner zu rechnen, so Forscher im Wissenschaftsjournal "Science" (Vol. 295, S. 1280).

Dies hätte nicht nur katastrophale Folgen für Meer und Klimaentwicklung, auch mit schwersten finanziellen Verlusten wäre zu rechnen. Ein Großteil der Bevölkerung vieler Nationen lebt schließlich vom Fischfang. Gibt es in Küstennähe aber nichts mehr zu fischen, sind Armut und Hungersnöte die Folgen.

Die Kernzonen maritmer Artenvielfalt, wo auch besonders viele bedrohte Meeresbewohner leben, wurden nun in einer weltweiten Bestandsaufnahme des Center for Applied Biodiversity Science (CABS) der Organisaion "Conservation International" unter Callum M. Roberts (Universität von York) mit Hilfe eines us-kanadisch-australischen Teams erfasst.

Dazu wurde die Verbreitung von 3.235 Arten von Fischen, Korallen, Schnecken und Langusten untersucht, wobei festgestellt wurde, dass viele Tiere - darunter auch 58 Korallenarten - nur ortsgebunden existieren können, mit dem Verlust eines lokalen Lebensraumes also auch eine ganze Population zum Tode verurteilt ist. Was im Widerspruch zu bisherigen Theorien steht, wonach bei der enormen Größe der Meere ein lokales "Umkippen" keine allzugroßen Folgen hätte.

Die Ergebnisse des CABS-Teams besagen jedoch, dass in nur 0,028 % der ozanischen Fläche mehr als zwei Drittel aller bedrohten Meeresbewohner leben - und dass diese "Roten Zonen" auch 35 % aller Korallenriffe umfassen. Besonders alarmierend ist auch, dass im Gegensatz zu 1/4 aller Fische und 1/3 aller Schnecken mehr als die Hälfte aller Langustenarten an eng gefasste geographische Gebiete "gefesselt" sind.

Werden diese Hot-spots des Lebens beeinträchtigt - was bereits bei 58 % massiv der Fall ist: "Dort blutet die Biodiversität geradezu aus", so Roberts - und sollten weitere Gebiete veröden, so sind die Folgen für die gesamte Nahrungskette und das Leben im Meer unabsehbar.

Die Forscher haben nun jene maritimen Lebensräume, deren Erhaltung den größtmöglichen biologischen Nutzen erzielen würde, in einer Liste der achtzehn wichtigsten Lebensräume zusammengefasst, die unter strengsten Schutz gestellt werden müssen.

Die Liste der zehn artenreichsten Biotope umfasst:
- die Phillipinen
- den Golf von Guinea
- die Sunda-Inseln
- die südmascarenischen Inseln
- die Ostküste Südafrikas
- den nördl. Indischen Ozean
- die Küsten Südjapans, Taiwans und Südchinas
- die Kapverden
- die westliche Karibik
- das Rote Meer und den Golf von Aden

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Historische Aufzeichnungen zeigen: Der Niedergang der Meeresumwelt hat sich unaufhaltsam vollzogen.

"Seit hundert Jahren glauben wir, daß die marine Umwelt das irgenwie verkraftet", sagt Jeremy Jackson von der University of California in San Diego, "wir haben Fangquoten aufgestellt, die auf der Annahme beruhen, dass die Ozeane immer wieder ins Gleichgewicht kommen."

Historische Aufzeichnungen aber zeigen, dass der Niedergang sich unaufhaltsam vollzogen hat. Erst wurde die marine Megafauna dezimiert: Blauwale, Seekühe, Reisenschildkröten, Schertfische, Haie und Rochen sind immer noch die leichteste Beute. Als nächstes zerstörten Schleppnetze die Architektur des Meeresbodens: Korallenriffe, Seetangwälder, Muschelbänke, Schwammkolonien. Heute, sagt Jeremy Jackson, erleben wir an vielen Stellen der Erde die dritte, kritische Phase: Giftige Planktonblüten, Fischkrankheiten, stille Massensterben wie die Korallenbleiche, die sämtliche Riffsysteme der Tropen bedroht. In sogenannten "Todeszonen" wie im Golf von Mexiko ähnele das Leben unter Wasser bereits dem Zustang des Präkambriums: Außer Quallen und Mikroben sei dort nichts mehr anzutreffen.

Bereits in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zeichnete es sich ab, dass die Fischindustrie bald an Grenzen stoßen würde. Die Flachwassergebiete der Meere waren ausgebeutet, es gab Jahre, in denen Heringe nicht mehr mit Kartoffeln aufgewogen werden konnten. Nach heftigen Auseinandersetzungen einigten sich die Staaten damals auf Quoten; es wurden Fangzonen festgelegt, die heute bis 250 Seemeilen vor die nationalen Küsten reichen.

Doch die Fischindustrie globalisierte früh. Immer größere Schiffe fuhren immer weiter hinaus. Neue Fischgründe wurden entdeckt, die Netze immer tiefer ausgeworfen. Vor Neuseeland beispielsweise fand man Mengen von Kaiserbarsch in der Tiefsee; bis zu sechzig Tonnen bei einem inzigen Schleppgang. "Den Kaiserbarsch", sagt Callum Roberts von der University Yorks, "können Sie heute vergessen. Man hat ihn praktisch ausgerottet."

Callum Roberts hat zwei Untersuchungen veröffentlicht. Eine davon (trends in Ecology & Evolution, Vol. 17, Nr.3) beschreibt, welche Auswirkungen die Fischerei in der Tiefsee unterhalb von tausend Metern Meerestiefe hat: Langsam wachsende Fischarten wie der Kaiserbarsch, die bis zu 150 Jahre alt werden und sich erst im Alter von zwanzig Jahren oder mehr fortpflanzen, haben praktisch keine Chance zu überleben. Die zweite Veröffentlichung (Science, Vol. 295, S. 1280) ist ein Appell für die sofortige Einrichtung internationaler Marinereservate.

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Fisch & Facts

Greenpeace-Einkaufsführer zum Thema Fisch

Heute stellt Greenpeace den brisanten Einkaufsführer "Fisch & Facts" zum Thema Fisch im Rahmen einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vor.

Angesichts der katastrophalen Überfischung der Meere und der Unfähigkeit der EU, den Niedergang der Bestände zu stoppen, fragen sich immer mehr Verbraucher, welchen Fisch sie noch guten Gewissens essen können.

Der Einkaufsführer "Fisch & Facts" liefert die Antworten. Er zeigt, wie es um die beliebtesten Speisefischarten steht und wie zerstörerisch die Methoden sind, mit denen sie gefangen werden. Die Ergebnisse sind alarmierend.

Mehr Information unter:
http://www.greenpeace-magazin.de/spezial/fischfuehrer/

Fisch & Facts kann als PDF-Datei vom Netz heruntergeladen werden unter:
http://www.greenpeace-magazin.de/spezial/fischfuehrer/gp_fischfuehrer_innen.pdf
 
 

(Quellen: dpa, faz, boa-archiv)

 
 

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