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Gefährlichste Abfallprodukte der nuklearen
Wiederaufbereitung
sollen in Karlsruhe behandelt und "konditioniert" werden.
Einsprüche gegen den Bau der Atomanlage wurden wegen zu hoher
Kosten zurückgezogen.
Wahrscheinlich noch in diesem Frühjahr wird
in Karlsruhe mit dem Bau einer Verglasungsanlage für hochradioaktive
Rückstände begonnen. In der neuen Atomfabrik sollen die auf dem
Gelände der stillgelegten Wiederaufbereitungsanlage Karlsuhe (WAK)
lagernden 80 000 Liter Plutonium- und Uranlösung verdampft werden;
die festen Rückstände will man dann in Glas-Kokillen einschmelzen.
Die Lösung befindet sich in Edelstahltanks, die hinter zwei Meter
dicken Stahlbetonmauern stehen. Sie ist selbsterhitzend und wird ständig
gerührt und gekühlt, um zu verhindern, dass sich eine kritische
Masse bildet. In den Tanks sind etwa 50 Prozent der Radioaktivität
vorhanden, wie sie beim Tschernobyl-Gau freigesetzt wurde.
Angesichts dieser immensen Nuklidmenge hatten Anwohner
und die Stadt Karlsruhe gegen die erste Teilerrichtungsgenehmigung
Einspruch erhoben und verstärkte Sicherheitsmaßnahmen gefordert.
Da die zu erwartenden Gerichtskosten sich wegen teurer Gutachten pro Kläger
leicht im fünf- und sechstelligen Bereich bewegen hätte, entschloss
man sich zum Rückzug der Klage. Der Weg war frei für die
Errichtung der Atomfabrik.
Nicht ganz so planmäßig gestaltet sich
der Rückbau der stillgelegten Wiederaufbereitungsanlage(WAA) Karlsuhe,
die als Pilotprojekt für die früher im bayerischen Wackersdorf
geplante WAA galt. Nachdem im März und April vorigen Jahres über
eine defekte Lüftungsanlage 31 Mitarbeiter radioaktiv kontaminiert
worden waren, verfügte das baden-württembergische Umweltministerium
die Einstellung der Arbeit. Wie sich zeigte, waren die mit dem Rückbau
beschäftigten Mitarbeiter ihrer Aufgabe nicht gewachsen. Die
Logbücher wurden nicht immer ordnungsgemäß geführt
und auch nach Wiederaufnahme der Arbeiten hörte die Pannenserie
nicht auf.
Im Jahr 2009 soll der WAA-Rückbau beendet sein.
Voraussichtliche Kosten: mehr als drei Milliarden Mark. Da die Stromkonzerne
als ehemalige Betreiber der WAA, sich ihren Anteil auf die Hälfte
der ursprünglich vorausgesagten Rückbau-Kosten, nämlich
eine Milliarde Mark, hatten festschreiben lassen, geht der gesamte Rest
zu Lasten des Steuerzahlers.
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