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. ..Cartesische Mehode
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  iconic turn
 Reduktion von Komplexität
.   "Wenn es tatsächlich Sache der Philosophie ist, 'einen Beitrag zur Lösung dieser Welt zu leisten" (Jürgen Mittelstraß, Konstanz) , dann ist die Öffentlichkeit auf dem besten Weg, diese Aufgabe viel effektiver zu lösen. Denn während noch heute unermüdliche Hermeneuten und Analytiker versuchen, die Diffusität der Welt auf den Begriff zu bringen und nach dem Einen hinter dem Vielen suchen, ist es für den modernen Menschen zur alltäglichen Notwendigkeit geworden, das Chaos um ihn herum zu ordnen. Die Bilderflut der Medien überfordert, wie Christian Köhnke (Leipzig)  meint, den menschlichen Geist weit weniger als Kulturkritiker befürchten: In der rasanten Abfolge der Bilder werden diese nicht mehr auf ihre komplexe Struktur hin untersucht, sondern auf ihre Zeichenhaftigkeit reduziert. Reduktion von Komplexität: Kaum anderes versucht die Philosophie seit Jahrhunderten.
  Vielleicht ist es daher ein gutes Zeichen, daß die Hoffnung auf die problemlösenden Kapazitäten der Philosophie gar nicht von allen Denkern geteilt wird. Der Wandel von der Geisteswissenschaft zur Kulturwissenschaft muß daher nach Elisabeth List (Graz)  ebenso wenig beklagt werden wie die Hinwendung zu den bunten Dingen des Alltags, die nicht mehr einfach durchschaut werden können. Auch John Michael Krois (Berlin)  Plädoyer für einen 'iconic turn', nach dem wir in Bildern denken, könnte dabei helfen, die Philosopie der Wirklichkeit anzunähern. Die wichtigste Lektion jedoch kann die Philosophie vielleicht von der Kunst lernen, wie es Otto Ulrich  nahelegt: Philosophie, die sich mit der Geschichte als toten Untersuchungsgegenstand beschäftigt, ist Nekrologie. Sie will von den toten Daten der Vergangenheit lernen. Wenn sich aber die Ansicht allmählich verbreitet, daß das Sein ein Werden ist, daß sich die Welt ständig verändert, und zwar nicht nach den Regeln, die ihr die Philosophie entnimmt, dann müssen die 'blindmachenden Brillen der Erkenntnis' (Ulrich) zerschlagen und statt dessen ein ästhetisches Denken als soziale Kunst entwickelt werden: 'Zukunft braucht Könnerschaft' (Ulrich)."

 

. Auszug aus einem Bericht von Harald Staun über den XVIII. Deutschen Kongreß für Philosophie in Konstanz 
(SZ , 09.10.1999)

 

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