DER
URAN-VEREIN
Diskussion
über die Rolle deutscher Physiker beim Bau einer deutschen Atombombe
während der Nazizeit
Fr.
08.02.02 - Der Streit um die Rolle der deutschen Physiker Werner Heisenberg
(1901-1976) und Carl Friedrich von Weizsäcker während der NS-Zeit
ist neu entbrannt. Auslöser sind bislang unveröffentlichte Dokumente
des dänischen Atomphysikers Niels Bohr. Die beiden Deutschen sollen
1941 bei einem Treffen im damals besetzten
Insgesamt
elf Brief- und Textentwürfe des 1962 gestorbenen Bohr wurden am Mittwoch
im Internet veröffentlicht. In einem 1957 oder 1958 abgefassten, aber
nie abgeschickten Brief an Heisenberg schrieb Bohr: "Es hat großen
Eindruck auf mich (...) gemacht, dass du und Weizsäcker eure sehr
entschiedene Überzeugung zum Ausdruck gebracht habt, dass Deutschland
siegen würde und es deshalb dumm von
Zu den für Bohr vorher völlig unbekannten Anstrengungen Deutschlands zum Bau einer Atombombe hieß es in dem Briefentwurf: "Du sprachst in vagen Wendungen, die mir den klaren Eindruck vermitteln mussten, dass man in Deutschland unter deiner Leitung alles tat, um eine Atombombe zu entwickeln. Und dass wir nicht über Detailssprechen bräuchten, weil du so stark daran beteiligt gewesen seist und dich in den vergangen zwei Jahren mit nichts anderem beschäftigt hättest." Bohr
hat den Brief geschrieben, nachdem er die dänische Übersetzung
des deutschen Buchs "Heller als 1000 Sonnen" von Robert Jungk mit der von
seiner Erinnerung abweichenden Darstellung des Treffens durch Heisenberg
gelesen hatte. Jungk hatte in seinem 1956 erschienenen Bestseller berichtet,
Heisenberg habe Bohr zum inneren
Der Wissenschaftshistoriker Dieter Hoffmann in einem Interview in der Wochenzeitung "Die Woche"(15.02.02): "...Man
erfährt zum ersten Mal explizit Bohrs Einschätzung über
das Gespräch. Dass es damals den Anschein hatte, als ob Heisenberg
und sein Reisebegleiter Carl Friedrich von Weizsäcker fest von einem
Sieg Nazideutschlands überzeugt seien und dass Bohr nicht den Eindruck
hatte, die deutschen Wissenschaftler wollten den Bau
...Er (Heisenberg, Anm. d.Red.) war kein Nazi. Aber er war der Chef eines der größten Forschungsvorhaben im Dritten Reich, nämlich des Uran-Projekts. Insofern galt er im Ausland als Repräsentant des Regimes auf dem Gebiet der Physik. Und als solcher wurde er auch in Dänemark wahrgenommen... ...(Bohrs Briefe) bestätigen zumindest, dass Heisenberg kein strahlender Widerstandskämpfer und keine moralische Instanz im Dritten reich war. Er hat vielmehr seine Kompromisse mit den damaligen Machthabern geschlossen und vielfach opportunistisch gehandelt... ...Physiker
verhalten sich, gutwillig ausgedrückt, in politische Dingen oft sehr
naiv. Und sie sind meist so eng mit ihrer Wissenschaftswelt verhaftet,
dass sie die politische Dimension ihres Tuns nicht wahrnehmen wollen. Das
ist im Übrigen kein alleiniges
Das Uran-Projekt des "Dritten Reiches" stand unter Aufsicht des Heereswaffenamtes, das einigen Dutzend Wissenschaftlern die Aufgabe übertrug, das wirtschaftliche und militärische Potential der Kernspaltung zu untersuchen, die Ende 1938 von Otto Hahn und Fritz Straßmann entdeckt worden, und danach durch ihre frühere Kollegin Lise Meitner theoretisch erläutert worden war. Während
des Blitzkrieges von September 1939 bis zu den letzten Monaten des Jahres
1941 kamen die deutschen Wissenschaftler, die gemeinsam am Uran-Projekt
arbeiteten, zu dem Schluß, das nukleare Sprengstoffe in Form von
reinem 238Uran und Plutonium durch Isotopentrennung beziehungsweise einen
Nuklearreaktor erzeugt
Die
Beteiligten am Uran-Projekt teilten ihre Erkenntnisse dem Heereswaffenamt
mit und betonten zugleich die Relevanz der
Nach
dem Krieg wurden die führenden Atomforscher Deutschlands in Farm Hall,
einem großen Landsitz in der Nähe von Cambridge in England,
interniert. Während der Verhöre behaupteten die Wissenschaftler,
sie hätten die Entwicklung der Atombombe bewusst verzögert. Dazu
der Wissenschaftshistoriker Dieter Hoffmann: "Das ist reiner Mythos. Alle
Fakten sprechen dagegen."
Mehr
unter:
(Quellen: ap, mdr, sz, telepolis, dw, taz, boa-archiv)
|
|
zurück nach oben |