Inflationäres
Universum
Geburt
des Kosmos aus dem Nichts
Alan Guth, der Entdecker der "Theorie des inflationären Universums",
stellt die Hypothese auf, daß der Raum in den ersten Momenten des
Urknalls von einem sogenannten falschen Vakuum erfüllt war - einem
bizarren und eigentlich nur als mathematisches Gebilde der Quantenphysik
verständlichen Zustand.
Drei Eigenschaften machen das falsche Vakuum für Kosmologen interessant:
Erstens war es äußerst energiereich. Zweitens war es instabil
und mußte nach kurzer Zeit in das "echte Vakuum" unserer heutigen
physikalischen Realität zerfallen. Seine Energie setzte sich dabei
in Form von Teilchen frei - darunter die Materie, die das Universum heute
erfüllt. Und drittens hat falsches Vakuum die Eigenschaft, den Raum
aufzublähen, und zwar sehr viel schneller, als das Universum heute
expandiert. Solange also das falsche Vakuum noch nicht restlos zerfallen
war, blies sich das Universum explosionsartig auf - es durchlief eine "inflationäre"
Phase.
Diese Idee beseitigte mit einem Schlag das Problem der "Anfangsbedingungen",
die man zusätzlich zum Urknallmodell brauchte, um das beobachtete
Universum korrekt zu beschreiben.
"Der Reiz der Inflationstheorie - daß sie nämlich Vorhersagen
unabhängig von den Einzelheiten der Anfangsbedingungen ermöglicht
- wird damit für den Kosmologen zur absoluten Schranke der Erkenntnis."
Allerdings stellte sich heraus, daß man die Inflationstheorie modifizieren
muß, um neueren Beobachtungen gerecht zu werden. Gegenwärtig
sind rund fünfzig verschiedene Inflationstheorien im Umlauf. Trotzdem
glauben die meisten Kosmologen, daß die Grundidee richtig ist.
Quelle: Die Zeit, 5.8.99
Alan Guth:
Die Geburt des Kosmos aus dem Nichts
Die Theorie des inflationären Universums.
Knaur Verlag, München 1999; 544 S., 58,-DM
Montag, 26 Mai 1997
Die Suche nach der letzten Erkenntnis
- dem Gral, dem Stein der Weisen. Ein verblassendes Trugbild. Wer möchte
schon die Antwort auf alles haben? Einen japanischen Physiker habe ich
einmal gefragt: "Wollen Sie wirklich das Geheimnis des
Universums erfahren?" Er sagte ja. Und ich dachte:
Schon bei einem Bruchteil des Geheimnisses würdest du an der glatten
Wand hochgehen. Ich will nur wissen, was ich brauche, um tun zu können,
was ich mir vorgenommen habe. "Bloß einer von der
technischen Abteilung."
Will ich es wissen? Ich habe Psychoanalyse
ausprobiert, Yoga, die Alexander-Technik, Astral-Trips bei Robert Monroe,
(...), Scientology, indianische Schwitzhütten und ein Yuwipi-Ritual.
Du suchst die Antwort? Warum? Willst du das Geheimnis wissen? Gott nee.
Das A und O ist: zu wissen, was man besser unangetastet läßt.
Wo bleibt die Kavallerie, das Raumschiff,
das Rettungsteam? Wir sind alleingelassen auf diesem Planeten, und den
regieren verlogene Drecksäcke mit bescheidenen Geistesgaben. Ohne
Verstand und ohne einen Hauch von guten Absichten, Verlogene,
wertlose Kretins.
William Burroughs
Letze Worte
Tagebuch
Quelle: Magazin der SZ,
Nr.41, 10.10.1997
|